Keine Experimente
Sicherheit ist ein Zustand. Im Grunde genommen nur eine Momentaufnahme. Genau deswegen müssen sicherheitskritische Faktoren in der Industrie regelmäßig überprüft, dokumentiert und auf den neuesten Stand gebracht werden. Nirgendwo weiß man das besser als im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar: Hier im Großraum Mannheim, wo Chemie und Pharma die industrielle Szenerie prägen, befasst sich die Gesellschaft für die Verwertung von Sonderabfällen mbH & Co. KG (G.V.S.) portfoliobedingt seit über 40 Jahren mit dem Thema Sicherheit. G.V.S. wurde 1979 gegründet, beschäftigt 25 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von EUR 17 Mio. Seit 2017 setzt das Unternehmen die Betriebsführungssoftware GS-Service von GreenGate in erster Linie als Backup für die rechtssichere Unversehrtheit von Mensch und Maschine ein. G.V.S.-Geschäftsführer Jens Paßmann erläutert im Interview die Hintergründe für den Einsatz und skizziert Erfahrungswerte im Umgang mit der Software. Wie fiel die erste Reaktion auf die Dokumentation der Mitarbeiterqualifikationen, der Anlagen und Betriebsmittel in einem Profi-System wie GS-Service aus? Jens Paßmann: Der RP war begeistert. O-Ton bei der ersten Störfallbegehung nach Hinterlegung der Daten in GS-Service: ´Das ist ja klasse´. In unserem Business ist die Toleranzschwelle extrem gering; da sind externe Stakeholder dankbar, wenn neben Funktionsfähigkeit und Wartungszustand der Anlagen auch die Mitarbeiter-Zertifizierungen digital dokumentiert sind. Sie betreiben ein Tanklager in Mannheim (7.000 m³) und sind auf die Lagerung und Behandlung von lösemittelhaltigen und wässrigen Abfällen spezialisiert. Konkret nachgefragt: Was ist daran so gefährlich? Paßmann: Medienbedingt ist alles gefährlich: das Lagern, Behandeln und Fördern der Abfälle. Denn jeder davon erfüllt in der Regel mindestens eines der 15 Gefährlichkeitskriterien wie entzündlich, ätzend, karzinogen etc. Deshalb investieren wir auch viel Zeit und Arbeit in die Qualitätssicherung. GS-Service ist seit 2017 ein integraler Baustein dieser QS-Strategie. Inwiefern? Paßmann: Wir kommen damit unserer Sorgfalts- und Dokumentationspflicht nach. Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb müssen wir schon einmal die im Kreislaufwirtschaftsgesetz und in der Entsorgungsfachbetriebe-Verordnung festgelegten Standards erfüllen. Weiterhin sind Zertifizierungen und Nachweise bezüglich Schiffsumschlag “Hazardous waste by ship“, Störfallverordnung, ISO 9001-2015 etc. zu erbringen oder auch kundenspezifische Vorgaben zu erfüllen. Die entsprechenden Informationen sind konsistent und aktuell in GS-Service hinterlegt. Darauf greifen wir bei Betriebsinspektionen, Sicherheitsberichten sowie Audits und Begehungen mit Externen wie Kunden, Sachverständigenorganisationen und Industrieverbänden regelmäßig zurück. Welche Informationen finden sich in GS-Service? Paßmann: Als Betreiber der Anlage sind wir verpflichtet, die Betriebssicherheit zu gewährleisten. Deswegen sind beispielsweise Informationen zu Funktionsfähigkeit und Wartungszustand der Infrastruktur eingepflegt, zunächst aber ist die Infrastruktur selbst digital abgebildet. Die umfasst u. a. die Tankhöfe, das Leitungssystem inklusive Klappen und Schieber, die Sicherheitseinrichtungen zum Explosions- und Brandschutz sowie das Büro- und Laborgebäude mit Notfalleinrichtungen. Was muss bei G.V.S. instandgehalten werden und erfordert ein entsprechendes System für die Betriebsführung? Paßmann: Das fängt am Umschlagsterminal für die Tankschiffe, den zwei Gleisanschlüssen oder den Füllbühnen für Straßentankfahrzeuge an. Hier geht es beispielsweise um die Druckprüfung der Einsatzschläuche für Be- und Entladung. Das betrifft natürlich auch stationäre Feuerlöschanlagen, Absturzsicherungen, Ex-Schutz-Geräte, Auffangräume für alle Tanks, Doppelbodentechnik mit Vakuumüberwachung und Sonnenabschattung oder Überfüllsicherungen für die Tanks und so weiter. In GS-Service verwalten wir übrigens auch die Betriebsmittel aus dem Labor mit Infos zu Eichung, Kalibrierung und den entsprechenden Prüfdaten. Die Anlagen sind das eine, die sie bedienenden Menschen und ihr Arbeitsschutz das andere. Gerade für sicherheitskritische Umgebungen, wie sie G.V.S. vorhält, bietet GS-Service Möglichkeiten zu Permit Management und der Informationsverwaltung zu Medical Fitness. Paßmann: Das läuft bei uns unter Zertifikateverwaltung. Wir beschäftigen in den einzelnen Entsorgungsabteilungen in erster Linie Spezialisten. Die müssen entsprechende Qualifikationen vorweisen und körperlich imstande sein, ihre Tätigkeit auszuüben – gleiches gilt für Fremddienstleister. Die Zertifikate und Berechtigungen für Mitarbeiter und Externe können wir in GS-Service unter Berücksichtigung aller datenschutzrechtlichen Grundlagen nachhalten. Wie sieht das in der Praxis aus? Paßmann: Das System kontrolliert, ob ein fälliges Zertifizierungsdatum in der Vergangenheit oder Zukunft liegt. Steht es bald an, erstellt das System über das PermitPlugin eine Aufgabe und informiert über die Notwendigkeit zur Zertifizierung des Mitarbeiters. Liegt die Fälligkeit in der Vergangenheit, kann schon der Zugang zum Betriebsgelände verweigert werden. Sie haben die Labortätigkeit bei G.V.S. bereits angesprochen – warum unterhalten Sie ein eigenes Betriebslabor? Paßmann: Jede Anlieferung wird vor der Annahme im Labor geprüft und analysiert. Dadurch ist sichergestellt, dass ausschließlich genehmigte Stoffe angenommen werden und dass die Belange des Arbeitsschutzes und der Anlagensicherheit berücksichtigt werden. Auf dieser Grundlage entwerfen wir Lösungen für eine sowohl umweltverträgliche als wirtschaftliche Entsorgung – sei es über die eigene Anlage oder über die Anlagen von Kooperationspartnern, also Entsorger, die wir als Makler vermitteln. Was steht am Ende der Behandlungskette? Paßmann: Entweder die Rückgewinnung von Lösemitteln, die energetische Verwertung in Industriefeuerungsanlagen, die stoffliche Verwertung oder die Entsorgung in Sonderabfallverbrennungsanlagen. Übrigens haben wir dafür auch die Tanklagerbestände laufend im Blick und analysieren abschließend jede einzelne Ausgangslieferung. Die Region Rhein-Neckar gilt als Hotspot für die chemische Industrie. Ist damit auch schon die Frage nach Ihrem Klientel beantwortet? Paßmann: Die Abfallentsorgung im Auftrag der chemischen Industrie macht ca. 60 % unseres Umsatzes aus. Es gibt unterdessen noch 38 weitere Industriezweige, für die wir tätig werden, so wie Metallurgy, Pharma, Kunststoffverarbeitung, Automotive, Oberflächenbehandlung, Galvanik, selbst Militär. Wo ist G.V.S. tätig? Paßmann: Sowohl als Makler als auch als Entsorger sind wir für Kunden im D.A.CH. Raum tätig, darüber hinaus in Benelux, Frankreich und in Italien.