Kritik an Autobahn App: Missbrauch durch Gangster möglich?

Ein Informatikprofessor kritisiert die neue Autobahn-App. Kriminelle könnten damit Opfer ausspähen und Nachbarn könnten sich gegenseitig überwachen. Doch die Kritik hat Schwachpunkte.

An der neuen Autobahn-App des Bundes gibt es Kritik am Datenschutz. Das berichtet der Bayerische Rundfunk.

Die Kritik betrifft ausgerechnet das spannendste Feature der Autobahn App, nämlich die Webcam-Bilder. In der Autobahn App kann man Bilder von Webcams entlang der Autobahnen abrufen und sich so einen Eindruck von der tatsächlichen Verkehrslage verschaffen. Auf diesen Webcam-Standbildern ist zwar nichts geschwärzt oder verpixelt. Man kann also alle Autos unverpixelt erkennen. Allerdings lässt sich das Foto zumindest in der Autobahn App nicht vergrößern oder zoomen, so dass man tatsächlich zumindest in der App weder KFZ-Kennzeichen noch Personen identifizieren kann.

BR24 zitiert den Informatikprofessor Hartmut Pohl trotzdem folgendermaßen: "Wenn Sie über die Autobahn fahren, müssen Sie ja damit rechnen, dass Sie spätestens nach sieben Minuten die nächste Kamera erwischen oder die Kamera das Autokennzeichen erfasst.“ Man könne so erfahren, wann jemand in Urlaub fährt oder zur Arbeit. Nachbarn, aber auch Kriminelle könnten so andere Menschen überwachen.

Allerdings sind die Aufnahmen von Webcams entlang der Autobahnen ja nicht nur in der neuen Autobahn App abrufbar, sondern auch frei im Web verfügbar. Beispielsweise hier . Wer also andere Menschen anhand von deren Bewegungsprofil auf deutschen Autobahnen überwachen will, kann das auch ohne Autobahn-App längst machen.

Wir haben bei der Autobahn GmbH um eine Stellungnahme zu der Kritik angefragt. Diese Stellungnahme erreichte uns zügig, sie lautet folgendermaßen: "Die Auflösung der Webcam-Bilder wurde so heruntergerechnet, dass etwa Kennzeichen oder Fahrerinnen und Fahrer nicht erkennbar und eine Identifizierung nicht möglich ist. Zu beachten ist auch, dass die Webcam-Bilder in der Autobahn App lediglich gebündelt angeboten werden und die Webcams nicht originär von der Autobahn GmbH stammen.“ Die Aussagen aus der Stellungnahme der Autobahn GmbH entsprechend unseren Beobachtungen. Es sieht in der Tat so aus, als ob die Kritik von Professor Pohl nicht nachvollziehbar ist.

Dass die Autobahn App zudem Routen speichert, sei laut Pohl ebenfalls problematisch. Damit würde der organisierten Kriminalität ein Bewegungsprofil zur Verfügung gestellt, wenn diese die Daten von einem Smartphone auslesen. Aber auch hier muss gesagt werden, dass diese Routendaten auch in den diversen Navigations-App vorhanden sind und sich dort auslesen lassen.

PC-WELT meint: Datenschutz ist gerade auch bei Apps wichtig. Doch die von BR24 wiedergegebene Kritik von Hartmut Pohl erscheint uns übertrieben beziehungsweise widerspricht unseren Beobachtungen.

Autobahn-App des Bundes ist da: Webcam-Live-Ansicht, Routencheck, Verkehrslage

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